Die beiden Fahnen des Vereins

Jede Fahne ist nicht nur ein Symbol. Sie muß auch ein Stück Heimat für alle Menschen bedeuten, die sich zu ihr bekennen.

Unsere erste Fahne

Aus diesem Gedanken heraus wurden folgende Gesichtspunkte für die Gestaltung der ersten Fahne
aufgestellt:

Die Vorderseite der ersten Fahne

a. Im Mittelfeld muss die Szene aus dem Leben des St. Hubertus dargestellt werden, wie er - in der Gestalt des Hirsches mit dem leuchtenden Kreuz im Geweih - seinen Schöpfer erkennt und in Demut vor ihm seine Knie beugt.

b. Die Stelle, wo der Hirsch aus dem Wald tritt, muss in unsere Heimat verlegt werden. Es wird vorgeschlagen, das Waldstück an der Waldkapelle zu wählen, an dessen Rand an jedem Schützenfestmontag der Feldgottesdienst stattfindet.

c. Der Hintergrund muss unser schönes Biebertal sein.

d. In vier Ecken werden vier Wappen unserer Heimat gestellt:

- Das Wappen Westfalens, ein weißes springendes Pferd. Das Wappen Kurkölns, ein schwarzes Kreuz auf weißem Feld. Lürbke hat von 1180 bis 1803 zu Kurköln gehört Das Wappen derer von Luerwald. Der erste Baron von Dücker heiratet die Witwe von Crane zu Rödinghausen, eine geborene von Luerwald. Das Bieberwappen

Seitenanfang

Die Rückseite der ersten Fahne

a. Das Mittelfeld soll ein Kreuz mit zwei fliegenden Pfeilen - das Kennzeichen der historischen deutschen Schützenbruderschaften - sein.

b. In die vier Ecken wird der Wahlspruch der Bruderschaft geschrieben: „Für Glaube, Sitte, Heimat“.

Die Fahnenspitze
Sie ist in Form einer Schützenscheibe (Ringscheibe) zu fertigen, durch die zwei leichte Pfeile hindurchfliegen. Sie soll den uralten schönen Volksbrauch der Schützen, das Vogelschießen, darstellen.

Die Vorarbeiten

Nun ging es an die Arbeit. Berge von Papier wurden beschrieben, Wappenbücher durchstöbert, Archive durchforscht, Heiligenlegenden gewälzt, Skizzen und Zeichnungen entworfen. Das Werk wuchs, und endlich leuchtete die Fahne in normaler Größe auf dem Papier uns entgegen, die Heimatkünstler Georg Fricke nach den Vorgaben entworfen hatte.

Nachdem nun die Farben bekannt waren, fuhren der Hauptmann Willi Kordes, Frau Hunger und Frau Droste in die Seidenfabrik nach Krefeld und kauften Stoff und Materialien ein. Die Schwestern von St. Josef Lendringsen fertigten dann mit viel Liebe und Können die Fahne nach dem Originalentwurf bis auf das in Öl gemalte Mittelfeld der Vorderseite.

Den rohen Fahnenstock stiftete Oberst Hubert Ostermann, Heimatkünstler Meger stellte Fahnenschaft, Verschluss und Fahnenspitze her.

Seitenanfang

Die Fahne ist fertig

Alles in allem kann gesagt werden: Unsere erste Fahne ist ein glücklicher Wurf. Sie soll uns und kommenden Generationen voranwehen für Glaube, Sitte und Heimat.

Dazu der Künstler zu seinem Bilde selbst: „ Es ist Herbst, die Zeit des großen Jagens. Die Abendstimmung steht am Horizont, und die langen Schatten lassen auch in der Landschaft die große Wende zwischen Tag und Nacht erkennen. Die Landschaft ähnelt dem Biebertal, Ecke links könnte am Luer sein. Aus dem Wald heraus tritt der Hirsch königlich majestätisch. Nirgendwo sieht man seine Hufe auf dem Boden, seine Gestalt scheint zu schweben. Hat er sich losgelöst von dieser Erde?

Zwischen seinem Geweih erstrahlt im hellen Licht das Wahrzeichen Christi, das Kreuz. In tiefer Ergriffenheit sinkt St. Hubertus in die Knie. Die Armbrust entgleitet seiner Hand. Die rechte Hand bleibt nach vorn geschoben, sie drückt das Erstaunen aus. Hubertus selbst ist in schlichtem Jägerkleid, wie man es im Mittelalter trug. Sein Kopf scheint erstarrt. Nur das Edle in seinen Gesichtszügen lockert die Starre wieder auf. Der Hund steht verhaltend in seinem Lauf“.


Seitenanfang

Die Fahnenweihe anlässlich des Schützenfestes 1948

Es ist Sonntag, der 7. August 1949, 8.30 Uhr. In der Pfarrkirche St. Josef Lendringsen findet die feierliche Fahnenweihe unserer ersten Bruderschaftsfahne statt. Die Fahnenabordnung tritt mit zusammengerollter Fahne in den Altarraum, links und rechts von je zwei weißgekleideten Mädchen begleitet. Ein Jungschütze trägt ein Blumenbukett.

Nach dem Credo steht der Fahnenträger vor den Stufen des Altartisches und entrollt die Fahne. Die Mädchen erfassen die an der Fahne befestigten weißgrünen Schmuckbänder und versprechen mit den Schützenbrüdern, für die hohen Ideale der Bruderschaft einzustehen.

Der Priester, Dechant Meierfrankenfeld, weiht die Fahne.

Von der Orgelbühne erklingen wuchtig und feierlich die Töne des Blasorchesters in den stillen Kirchenraum. Die Orgel fällt ein: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Jeder lauscht ergriffen den mächtigen Akkorden.

Danach herrscht für Augenblicke absolute Stille. Und als sich die neu geweihte Fahne zum dritten Mal während des Opfers vor dem höchsten Gott im Sakrament senkt, da knien sämtliche Schützenbrüder am Tisch des Herrn. Vor ihm sind alle gleich, alle Brüder. Zum Schluss der Fahnenweihe erklingt nochmals das Lied zum hl. Hubertus: „ Zu Dir schick ich mein Gebet...“.

Dann leerte sich der Kirchenraum. Mit wehender Fahne klingendem Spiel geht es zur Bieber zurück. Ganz Lürbke ist hinter der Fahne. Keiner fehlt. Doch die eine Verpflichtung ruft uns die Fahne allezeit zu: „Seid einig, einig, einig in euren Familien, in der Bruderschaft, in eurer Dorfgemeinschaft!“

Karl Hunger

Seitenanfang

Unsere zweite Fahne (1988)

Die zweite Fahne der Bruderschaft entstand im Jahre 1988. Da die alte Fahne zum 25. jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1973 schon einmal restauriert wurde und inzwischen erneut Verschleißerscheinungen zeigte, beschlossen die Lürbker Schützen auf der Generalversammlung im Januar 1988, eine neue Bruderschaftsfahne aus Anlass des 40. jähr. Bestehens der Bruderschaft zum Schützenfest 1988 anzuschaffen.

Es folgte jetzt die Zeit der Gestaltungsvorschläge und Entwürfe, so wie die Einleitung einer Spendenaktion der Schützenbrüder für die Anschaffungskosten. Zur Mitgestaltung der neuen Fahne waren alle Schützenbrüder aufgerufen, und da viele diesem Aufruf folgten konnte man nach wenigen Tagen bereits einen ersten Entwurf anfertigen.

In der Folgezeit kam Bewegung unter den Schützen auf, die Spendenaktion lief mit Erfolg an und überall wo Schützen zusammenstanden, wurde über die neue Fahne diskutiert. Bereits Mitte Februar war der Entwurf der neuen Fahne fertig. Jetzt forderte man Kostenvoranschläge und Stoff- bzw. Musterproben an.

Zur Herstellung des Fahnenstabes, der Spitze und der Beschläge erklärten sich Schützenbrüder in Eigenleistung bereit. Der Fahnenstab wurde vom Dorfschreiner Josef Oesterberg gefertigt und die Spitze (nach dem alten Vorbild) einschl. Stabbeschläge fertigte Theodor Ostermann an.

Und da die Spendenaktion unerwartete Erfolge zeigte, konnte bereits Mitte März der Auftrag für die Anfertigung einer neuen Bruderschaftsfahne vergeben werden. Den Auftrag für die Anfertigung der neuen Fahne erhielt die Firma Fahnen-Scheer in Essen-Steele, welche die Herstellung der Fahne zu einem Festpreis von 4.200 DM übernahm.

Seitenanfang

Die Vorderseite der zweiten Fahne

Im Mittelpunkt steht St. Hubertus mit Mitra und rotem Bischofsgewand, in der rechten Hand den Bischofsstab haltend und unmittelbar daneben der braune Hirsch mit dem lichten Kreuzzeichen im Geweih, Christus symbolisierend. Seine linke Hand weist auf die missionarische Tätigkeit des Heiligen hin. In diesem Falle auf die religiöse Aufgabe der Bruderschaft in unserer Zeit und in unserem Raum - die Lürbker St. Hubertus Kapelle, umrahmt von den Schriftzeichen St. Hubertus-Schützenbruderschaft Lürbke 1948.

Die Rückseite der zweiten Fahne

Im Mittelpunkt der Rückseite sind in einem Großwappen dargestellt:

a.) Die Waldkapelle, unter der in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung ein Feldgottesdienst stattfand. Sie wurde Mitte der fünfziger Jahre zum Ehrenmal für die Gefallenen gestaltet.

b.) Daneben die alte Dorfschule, welche die Bruderschaft zu ihrem Hubertusheim erweiterte.

c.) Darunter das Zeichen der historischen deutschen Schützenbruderschaften, ein Kreuz mit zwei hindurchfliegenden Pfeilen, dazu die Worte „ Glaube - Sitte - Heimat“.

d.) In den vier Ecken die gleichen Wappen wie in der ersten Fahne.
- das springende Pferd Westfalens
- das Wappen Kurkölns
- das Wappen derer von Luerwald
- das Bieberwappen (der Biber)

Alles in allem ist die neue Fahne ein farbenprächtiges Symbol der Bruderschaft. Sie ist den Lürbker Schützen nicht nur ein Symbol der Zusammengehörigkeit, sie verkörpert auch ein Stück Heimat. Durch ihre auf das Dorf Lürbke zugeschnittenen Darstellungen soll die neue Fahne auch ein Zeichen des Dankes an alle sein, die sich nach dem Motto „ Für Glaube, Sitte und Heimat“ im Laufe der Vereinsgeschichte für die Bruderschaft eingesetzt haben. Möge die neue Fahne unseren jungen Schützen ein Zeichen geben und Gott ihnen die Kraft um in der heutigen schweren Zeit die Bruderschaft zu erhalten, zu fördern und weiter zu entwickeln.

Dank an alle, die durch Rat, Tat und Spende bei der Anschaffung der neuen Fahne mitgeholfen haben.

Wappen der Fahne

Seitenanfang

Die Fahnenweihe

Am 7. August 1988 (am Sonntag vor dem 40. Jubiläumsschützenfest) fand in der St. Hubertus-Kapelle die Fahnenweihe statt.

Die Lürbker Kapelle war während des Hochamtes zur Fahnenweihe bis auf den letzten Platz besetzt. Unter Orgelklang zogen die Fahnenabordnungen der befreundeten Bruderschaften des Bezirks Menden, zusammen mit der ersten Lürbker Fahne, in die Kapelle ein, begleitet von Vikar Westermann und den Messdienern. Die Kapelle bot mit den Fahnenabordnungen und dem herrlichen Blumenschmuck einen würdigen Rahmen. Ein Jungschütze trug ein Gedicht zur Fahnenweihe vor. Danach wurde die neue Fahne enthüllt und vor Beginn der Segnung den Anwesenden in der Kirche beidseitig vorgestellt. Sie wurde von den Gottesdienstbesuchern mit starkem Applaus bedacht. Dabei flossen manchem Lürbker Schützenbruder Tränen der Freude über die Wangen, denn die Schützen sind mit Recht stolz auf ihre neue Fahne.

Bei der Segnung stellte Vikar Westermann heraus, dass es sich bei dieser neuen Fahne um ein echtes Symbol der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit handele. Dann folgte ein feierliches Hochamt. Dieser Sonntag wird den Lürbker Schützen und allen, die an der Segnung dabei waren, wohl immer in bester Erinnerung bleiben.

Mit klingendem Spiel und bei strahlendem Sonnenschein zogen die Schützen zusammen mit den Fahnenabordnungen, begleitet von drei Schützentöchtern, die Blumenkörbe vorantrugen, durch das Dorf zum anschließenden Frühschoppen bei Oberst Friedrich Spiekermann, der für das leibliche Wohl bestens gesorgt hatte!

Die alte Fahne wurde im Jahre 1989 erneut restauriert und soll im Jubiläumsjahr 1998 einen Ehrenplatz in einer Vitrine im Lürbker Hubertusheim erhalten. Zu besonderen Anlässen soll sie jedoch immer noch wieder hervorgeholt und bei Jubiläen im Lürbker Festzug gezeigt werden.

Glaube - Heimat - Sitte -
sei unseres Lebens Mitte.

Mit St. Hubertus Geist und Kraft,
treu dem Gesetz der Bruderschaft.

Ullrich Ostermann

Seitenanfang

Aus dem Festakt Fahnenweihe 1988

Glaube, Sitte, Heimat, diese Worte, die unsere Fahne
in Lettern zu uns spricht, sei uns ständig eine Mahnung
rufen uns auf zu unserer Pflicht.

Rufen uns auf zur Dorfgemeinschaft in guter wie in
schlechter Zeit, dass einer zu dem anderen stehe
in brüderlicher Einigkeit.

St. Hubertus, heiliger Schütze, die Fahne ist auf dich getauft,
erfleh uns Schutz im Himmel droben,
den die Heimat dringend braucht.

Erbitte uns den Erdenfrieden in immer noch bedrängter Zeit.
Halte fern von unserer Heimat Krieg und Drangsal, Not und Streit.

Eintracht ist ein festes Band, hält zusammen Leut und Land.
Drum woll'n wir treu zur Fahne stehen, dem Verein weht sie voran,
dass er seiner Pflicht bewusst sei, stets bereit sei - Mann für Mann.

Lürbke, den 7. August 1988

Seitenanfang